06 Oktober 2008

Roman dit: So langsam wird es kälter

Hallo Deutschland,

auch ich möchte ein kurzes Lebenszeichen von mir geben, damit ihr bezüglich Kanada wieder auf dem neuesten Stand bleibt.

Alltag ist auch bei mir eingekehrt, die Mid Term Exams rücken näher, was mich aber im Moment noch ziemlich kalt lässt, da viele Gruppenarbeiten abzugeben sind, aber es hält sich alles noch in einem Rahmen, in dem ich mich nicht zu Tode arbeite.

Ein Schmankerl aus dem Managementkurs kann ich an dieser Stelle erwähnen, da in einer Vorlesung "Doing business abroad" als Thema dran war, so dass die kanadische Dozentin auch über Deutschland referieren musste. Da wurde uns auf einer Folie schamlos unterstellt wir hätten große Silber- und Ölvorräte in Deutschland, worauf ich mich nur melden und "Wo denn?" fragen konnte.
Der Kracher war aber eine Folie, die - so würde ich sagen - ein wenig mit Stereotypen spielte.
Dass wir alle unemotional sind mag ich ja schon bezweifeln, aber als ich das Folgende gesehen habe, musste ich echt lachen:

"Key elements for succesful business relations in Germany:
-be on time
-respect titles and professional hierarchy
-do not interrupt
-shake hands firm with eye contact, but do not smile!
-no gifts
-separation of professional and private life
-detailed presentations, well-prepared"

Also immer dran denken, egal, was passiert, wenn du einem Deutschen begegnest bloß nicht lächeln... nein, ich meine es ernst, bloß nicht lächeln!

Eine lustige Anekdote aus einem Kurs gab es auch in Soziologie, in dem ich den ungelogen schwersten Text meines Lebens lesen musste, bei dem ich fast eine halbe Stunde Lesezeit pro Seite investieren musste, da unglücklicherweise auch das erste Assignment über diesen Text geht. Wenn euch also mal Bourdieus "Le métier de sociologue" in die Hände geraten sollte, sehr interessant ist er schon, aber selbst in deutscher Sprache hätte ich lange gebraucht ihn zu verstehen... und meine Menschenkenntnis sagt mir, dass auch jeder zweite Frankokanadier im Kurs den Text nicht verstanden hat.
Die Diskussionsrunde lief fast wie im Film ab, da saß ich in einem kleinen zugigen Kabuff irgendwo auf dem Campus mit 20 angehenden Soziologen und einem Diskussionsleiter, der das Wort verteilte und bei jedem Beitrag der gestenreich ausführenden Kommilitonen nickte und nett lächelte. Manchmal glaube ich echt ich träume das alles nur.

Geträumt habe ich aber nicht, dass mich meine Eltern im Moment besuchen und dass wir dieses Wochenende nach Montréal gefahren sind, wo ich auch Thomas ein paar Stunden wiedergesehen habe.

Sonst gab es in der letzten Zeit natürlich auch lustige Momente wie zum Beispiel ein Geburtstagsschnitzelessen eines österreichischen Kommilitonen, wie ein Bundesligabrunch am Samstagmorgen, bei dem ich das unglaubliche 5:4 von Werder gegen Hoffenheim live mitverfolgen durfte und wie eine spontane nächtliche Polonaise durch die Wohnheimküche begleitet von lustigen deutschen Liedern, die allerdings schon nach der ersten Kurve ihr Ende fand.

Ich hoffe es geht euch gut und sende liebe Grüße in alle Welt,

euer Roman

2 Kommentare:

Frederik Gieschen hat gesagt…

In einem kleinen zugigen Kabuff? :D
Leeeehnhooff!

Camponi hat gesagt…

Ich werde nie wieder lächeln wenn ich dich begrüße! Und Geburtagsgeschenke gibts auch keine mehr... Selbst Schuld :-P

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Montréal - Kingston - Toronto - Niagara Falls - Algonquin Nationalpark - Ottawa - Montréal

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