04 Dezember 2008

Roman dit: Schneemann, Sauna und Skandale

Hallo Deutschland,

wir schalten direkt mal weiter ins 250km entfernte Québec City zu unserem Außenreporter Roman Goldner, der ebenfalls schon auf die Zielgerade eingebogen ist. Roman, intensive Tage liegen hinter Ihnen, können sie uns denn zum jetzigen Zeitpunkt schon ein genaues Bild von der Lage vor Ort verschaffen?... Ja, das kann ich gerne ;-)

Es würde den Rahmen sprengen alles zu erzählen. Ich lasse hierfür vielmehr gerne mal die Bilder sprechen, die ich online gestellt habe; das Album heißt "Novemberimpressionen" und ist unter dem gewohnten Link "Fotoalbum - Roman" ab jetzt auf der rechten Seite verfügbar.

So war ich auf der Eislaufbahn und bei einem Tanzfestival der Universität (aber als Zuschauer), habe an einem Fußballturnier der Universität teilgenommen, ein Basketballspiel der "Rouge et Or" gesehen und einen Abend in einer Spa- und Wellnesslandschaft zugebracht.

Auf zwei Dinge möchte ich mal näher eingehen:
Zum einen war der Abend im Siberian Spa großartig. Unter freiem Himmel durften wir in Whirlpools und Relaxation Areas mal richtig ausspannen und nach dem Saunagang uns im Schnee abkühlen, was ihr - ich will nicht zu viel versprechen - auch noch im Fotoalbum sehen werdet. Ich kann mir im Nachhinein kaum etwas Entspannteres als diesen Abend vorstellen und bin froh, dass ich an der Fahrt teilgenommen habe.

Zum anderen gibt es auch vom Wohnheims-Fußballturnier noch eine Story zu erzählen...

Ein Riesenskandal!

Unser überwiegend deutsches Team musste im zweiten Vorrundenspiel gegen Tunesien ran. Die Ausgangslage war simpel: ein Unentschieden reichte fürs Viertelfinale, bei einer Niederlage wären wir draußen und die Nordafrikaner eine Runde weitergewesen.

Schnell gerieten wir mit 0:1 in Rückstand. Dann begannen unsere Gegner mit dem Theaterspiel, ließen sich nach an sich fairen Zweikämpfen fallen und spielten den sterbenden Schwan, während die anderen acht Spieler den Schiedsrichter bedrängten und eine Verwarnung forderten. Zeit geschunden wurde auch. In der letzten Minute dann ein schwacher Abstoß vom Torwart, den Alex nur noch ins leere Tor schieben musste. Ausgleich! Viertelfinale!

Aber nichts da: gefühlte 20 Tunesier gingen auf den Schiedsrichter los (wo kamen die auf einmal alle her?) und diskutierten wild unter Einsatz all ihren Temperaments. Wir hielten uns vornehm zurück und fingen nach 10 Minuten mal langsam wieder an, uns mit Warmhalten und Torschüssen zu beschäftigen. Ich denke, dass das Schauspiel geschätzte 20,25 Minuten ging, bis der von allen Seiten bedrängte Schiri seine Entscheidung unter Vorschiebung einer lächerlichen Der-Ball-muss-6-Meter-aus-dem-Torraum-raus-Regel revidierte und als Kompromiss noch 7 Minuten weiterspielen ließ. Ich meine wir sind ja nicht auf dem Bazar!!
Nun platzten bei uns so langsam die Sicherungen, so dass wir uns lautstark beim Schiri beschwerten, doch der faselte nur etwas von einem ominösen Oberschiedsrichter, der ihm die Anweisung gegeben habe.
Dass wir in den sieben Minuten kein Tor mehr schießen konnten, dass die Tunesier vor uns provokativ nach dem Abpfiff den Kreisel machten, als hätten sie gerade den Afrika-Cup gewonnen und dass wir auch in der Hoffnungsrunde demotiviert mit 1:4 gegen den späteren Turniersieger verloren, sei nur am Rande erwähnt.
Ich möchte nur noch einmal erwähnen: Es war ein Wohnheims-Fußballturnier, und es ging um die goldene Ananas, es ging um nichts und wieder nichts!
Immerhin erwiesen wir uns als faire Verlierer.



Zum Glück wurde ich in der Uni von derartigen Skandalen verschont:
Eine ziemlich heftige Woche liegt hinter mir, da sich alle Abgabetermine und zu allem Überfluss noch eine Klausur so um den 1. Dezember herum akkumulierten. Darum musste ich die ein oder andere Nachtschicht einlegen, und vor allem bezüglich der Gruppenarbeiten bin ich froh, dass sie nun vorbei sind.
Gestern, zum Beispiel, habe ich mir einen Wecker gestellt und den ganzen Morgen gearbeitet, in dem Wissen, dass mein Beitrag zur Marketing-Gruppenarbeit um 14 Uhr fertig sein muss, sonst wäre die Abgabe nicht mehr zeitig möglich gewesen. Um 13:20 Uhr hatte ich zum Glück die Datei auf meinem Stick... und erst einmal Hunger.

Für die eben erwähnte Klausur habe ich auf Grund der vielen Abgaben und unzähligen Computerstunden nur anderthalb Tage lernen können. Sie wurde am PC geschrieben, und man musste Multiple Choice - Fragen zu einem Fachbuch beantworten, das ich nie gelesen hatte... zudem durfte ich kein Wörterbuch zur Hilfe nehmen, was das Ganze nicht unbedingt leichter machte. Dass am Ende 88 von 120 Punkten auf meinem Bildschirm erschienen, ist mir auch ein Rätsel, aber unter den gegebenen Umständen bin ich damit sehr zufrieden.

Jetzt habe ich erst einmal Pause bis zum 10. Dezember, dann kommt die nächste Klausur, und dank der perfekten Zeitplanung der Uni sind am 17. und 19. Dezember meine letzten Klausuren angesetzt, genau dann, wenn die ersten Abschlussfeiern stattfinden und die ersten von uns schon auf dem Heimweg sind. Naja, man kann es sich nicht aussuchen, es geht jetzt alles aber, wie Thomas schon gesagt hat, unwahrscheinlich schnell.

Wer es bis jetzt ausgehalten hat, dem erzähle ich auch noch kurz die unglaubliche neue Geschichte, die sich eben im Aufzug zugetragen hat.
Der "Duschpinkler" stieg zufällig neben mir ein und fing direkt an sich zu rechtfertigen, obwohl ich noch nie ein längeres Wort mit ihm gewechselt und ihn auch nicht angesprochen hatte. Er sei Moslem und seine Religion gebiete es ihm, sich täglich mehrmals zu waschen, nein, er pinkle nicht in die Dusche, nur damit wir das jetzt mal wissen.
Leider mal wieder ein Beispiel dafür, wie der Mangel an Kommunikation zu Missverständnissen und Vorurteilen führen kann. Ich nehme alles zurück... und gehe ab jetzt auch wieder in die linke Duschkabine, wenn die rechte besetzt ist.

Auf ein baldiges Wiedersehen in Deutschland und Grüße in alle Welt,

Roman

PS: Für alle diejenigen, die bei dem langen Text sofort runterscrollen: Wer nur Fotos gucken will, das neue Album "Novemberimpressionen" ist ab jetzt auf der rechten Seite unter "Fotoalbum - Roman" freigeschaltet.

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