01 September 2008

Roman dit: Erste Woche in Québec

Hallo zusammen,

die Welcome Week ist vorbei, und nach mehreren ereignisreichen Tagen finde ich endlich wieder die Zeit, den Blog zu aktualisieren und euch auf dem Laufenden zu halten.

Ich habe im Wohnheim nun endlich Internet auf dem Zimmer.
Am Samstag hatte ich die grandiose Idee, einfach mal den Informatikstudenten aus München, den ich in der ersten Woche kennen gelernt habe, mit meinem Notebook zu überfallen und ihn zu bitten, mir das Internet zu konfigurieren. 30 Minuten und unzählige Mausklicks später erschien die ersehnte Zeile "Verbindung hergestellt" auf meinem Bildschirm, und mittlerweile habe ich durch das erworbene Know-how bereits einige Deutsche mit einer Internetverbindung glücklich machen können. Einmal fiel in einem euphorisierten Moment sogar der Begriff "Internetpapst".

Die Welcome Week brachte Tag für Tag neue Überraschungen mit sich, und an der immer noch herrschenden Unordnung in meinem Zimmer kann ich sehen, dass ich in den letzten Tagen eigentlich immer von morgens bis abends unterwegs gewesen bin und jede Menge erlebt habe.

Am Mittwoch gab es die ersten Einführungsveranstaltungen, bei denen wir mit der Software und einigen Regeln der Université Laval vertraut gemacht wurden. Da die Techniker sich vorne ein unverständliches Französisch zusammenbrabbelten, fungierten unsere Buddys in der letzten Reihe als Simultandolmetscher, wenn mal wieder eine Powerpoint-Folie die andere jagte.
Abends gab es dann die erste feucht-fröhliche Begegnung dieses Semesters. Es fing an mit einem Welcome-Cocktail beim Dekan, bei dem uns die Kellnerinnen immer wieder Wein nachschenkten, während der Dekan betonte, wie stolz er sei, dass Céline Dion nun die Ehrendoktorwürde unserer Universität erhalten habe. Später dann gingen wir in eine Musikbar namens "La p'tite grenouille", in der live französische Musik gespielt wurde und in der das Bier nur einen Dollar kostete. Da man das Bier wie Wasser trinken konnte, folgte eine Runde auf die andere. Wir grölten Lieder mit, die wir nicht kannten, und am nächsten Morgen konnte ich erst einmal meine Kleider waschen, da sie stanken wie eine ganze Schnapsbrennerei.

Am Donnerstag kamen wir dann endlich das erste Mal in die Altstadt von Québec, wobei wir an einer Guided Tour teilnehmen durften, in der uns eine kanadische Führerin ausführlich die geschichtlichen Zusammenhänge erläuterte. Als sie dann jedoch anfing, uns wirklich jede einzelne Kanone am Wegesrand zu erklären, zog ich es vor mich gegen Ende mit einem Belgier über Fußball zu unterhalten und den Rundgang zu genießen.
Die Altstadt ist wunderschön; es gibt sowohl eine mit französischen Flair angehauchte Unterstadt als auch eine durch die älteste Befestigungsanlage Nordamerikas geschützte Oberstadt, die sich vor allem durch das Château Frontenac auszeichnet, in dem heute ein Hotel beheimatet ist. So viel Geschichtsstunde muss auch an dieser Stelle sein.

Am Freitag dann fuhren wir mittags zu einer Weinprobe auf ein Landgut. Wir durften verschiedene Cidresorten kosten und aus mehr als 20 Töpfchen Senf und Marmelade probieren, wobei ich so begeistert von dieser Gaumenfreude war, dass ich wie Alfred Biolek in seinen besten Zeiten mehrfach zu einem "Mmmmmmmm" ansetzte, was mir einige verstörte Blicke der Franzosen einbrachte. Um sich eine Marmelade zu kaufen, war die Auswahl an himmlischen Gelees allerdings zu groß und der Preis wie eigentlich bei allen Lebensmitteln hier zu hoch. Abends dann ging es in der Altstadt von Québec noch in die Disco.

Am Samstag gab es mittags Waffeln und eine internationale Fünf-Nationen-Monopolyrunde in der Wohnheimsküche, in der wir Deutschen den Sieg davontragen konnten. Abends kamen Ricarda und die Dortmunder Mädels zu Besuch, so dass wir im Pub mal wieder das ein oder andere Bier vernichteten.

Gestern am Sonntag ging es noch einmal mit unserem Buddy in die Altstadt von Québec, wo wir, wie man so schön sagt, einfach mal chillten und den Sonntagnachmittag genossen. Am Abend dann gab es ein kulinarisches Feuerwerk, weil wir uns gegen Nudeln mit Fertigsoße entschieden und eine Crevettenpfanne kochten, in der wir neben Zuckerschoten, Zucchini, Tomaten, Zwiebeln und Paprika auch eine Sahnesauce kreierten, die selbst einen Johann Lafer in seinem Restaurant in Stromberg zu einer spontanen Tanzeinlage animiert hätte. Es war schon famos, und mein ehemaliger Mitzivi meinte nur trocken: "Meine Mutter hätte Tränen in die Augen, wenn sie uns jetzt hier so sähe."

Da heute Feiertag ist, habe ich noch etwas Zeit und lasse die Ereignisse der Woche auf mich wirken. Morgen werde ich meinen Studentenausweis bekommen und mich im Sportzentrum anmelden, übermorgen dann beginnen die Kurse, wobei die erste Woche noch sehr entspannt sein dürfte. Ich hoffe es geht euch gut und schicke an dieser Stelle einmal mehr liebe Grüße aus Québec City,

Roman

PS: Wenn ihr mir einmal schreiben wollt, worüber ich mich natürlich immer sehr freuen würde, dann ist dies bis Dezember meine neue Adresse:

Monsieur Roman Goldner
2255, rue de l'Université E-5732
Pavillon Alphonse-Marie Parent
Québec QC G1V 0A7

Keine Kommentare:

Unser Weg


Montréal - Kingston - Toronto - Niagara Falls - Algonquin Nationalpark - Ottawa - Montréal

Elchsichtungen