heute in einem Monat werde ich einigen lieben Leuten leider schon Lebewohl sagen müssen; das Ende rückt nun so langsam in Sichtweite, und die Zeit scheit nur so an einem vorbeizufliegen. Zeit für ein kurzes Lebenszeichen aus Québec: Was ist passiert?
Während Thomas in Boston wohl etwas mehr als eine Tea Party veranstaltet hat, bin ich am letzten Freitag mit der Gruppe der Austauschstudenten in eine "Cabane à sucre" gefahren, eine Ahornsirupfabrik. Dort haben wir neben der obligatorischen Besichtigung inklusive kleiner Kostproben auch einen schönen Abend verbracht, den wir selbst musikalisch mitgestalten durften und bei dem wir am Ende auch noch zum Tanz aufgefordert wurden.
Auf der Bühne durfte ich unter anderem mit einer Schwedin "Imagine" von John Lennon im Duett singen - Gänsehautatmosphäre!
Fotos vom Abend gibt es wie immer in meinem Album auf der rechten Seite zu sehen.
Diese Woche gab es in der Uni mal wieder etwas mehr zu tun, was sich leider bis zum Ende auch nicht mehr signifikant ändern wird. Bis nächsten Freitag muss ich so eine 15-seitige Hausarbeit über die Integrationspolitik der Québécois verfassen, es war allein schon ein Riesenspaß bis jetzt den 100-seitigen Ministeriumsbericht durchzuackern, und danach beginnt auch schon die Klausurphase, aber wir sind hier ja auch nicht bei "Wünsch dir was"!
Auf unserem Gang hat sich neben dem Duschpinkler, den ich vor kurzem auch einmal auf frischer Tat ertappt habe, ein weiterer Mitbewohner als Freak entpuppt.
Leider war ich gerade im anderen Pavillon Mexikanisch kochen, als er wohl die Sicherheitskräfte der Uni bestellt hat, um sich über die "deutsche Verschwörung" auf dem Gang zu beschweren. Die anderen meinten er hätte lange mit der Sécurité diskutiert und wohl minutiös mitgehalten, wann es mal zu laut auf dem Gang gewesen wäre und sich dabei so échauffiert, dass er in Rage nur noch die Namen "Alex" und "Patrick" und "Allemands" gebrüllt hätte. Ebenfalls noch gar nicht erzählt habe ich euch von meinem Nachbarn, der immer komisch in sich hineinlacht statt zu grüßen, wenn man ihn auf dem Gang trifft... es ist schon ein lustiger Flur, den wir hier bewohnen.
Erste Winterimpressionen habe ich auch ins Fotoalbum auf der rechten Seite gestellt. Es wird so langsam empfindlich kalt, und auch wenn der Schnee von Montag schon wieder geschmolzen ist, so ist es jetzt nur noch eine Frage von Tagen, eher sogar von Stunden, bis es wieder schneit und der Schnee diesmal auch liegen bleibt.
Gestern abend war es -8°C kalt auf dem Thermometer und der kalte Wind, der einem durch Mark und Bein ging, ließ die gefühlte Temperatur noch einmal um einige Grad sinken. Ein Kanadier sprach von gefühlten -18°C.
Ich habe die ersten Frostbeulen an meinen Händen bekommen, und meine Augen haben getränt, schutzlos dem kalten Wind ausgeliefert, der mit unbändiger Hartnäckigkeit mein Gesicht umweht hat... auf gut deutsch: es wird so langsam schweinekalt!
Aber das ist ja gerade das, was Kanada ausmacht, und jetzt steigt erst einmal die Vorfreude auf den ersten richtigen Schnee!
Liebe Grüße aus Kanada,
Roman